Alle Artikel in: 2023

Henni und die Rose

„Unsere Rose, unsere Rose!“, ruft Henni entsetzt. Der schmale Stamm der Rose vor ihrem Haus ist abgeknickt und die Rose biegt sich ihr entgegen. „Als ob du durch die Eingangstür zu uns hereinschauen möchtest“, dachte Henni laut. Am Abend zuvor hatte es Gewitter mit Starkregen gegeben. Das hatte Henni Angst gemacht und sie war nicht aus dem Haus gegangen, nicht einmal mit ihrem neuen Regenschirm.

Wie ich seit Monaten erfolgreich keine Morgenseiten schreibe

Wenn mal etwas schreibend oder sonstwie in deinem Leben nicht so läuft, wie du dir das wünscht oder anstrebst, dann schreibe genau diesem Zustand eine Ode oder sonst irgendetwas und fange genau da an. „Wo sonst?“, fragt Henni. Ich hätte nie gedacht, dass ich das wirklich so lange und ausdauernd hinbekomme und schaffe. Das muss mir erst einmal jemand nachmachen, die Morgenseiten so lange nicht zu schreiben! Schließlich möchte ich das ja und des Menschen Wille ist sein Henni-Reich oder so ähnlich. „Was schreibst du gerade?“, fragte mich gestern jemand und ich überlegte wirklich lange, was ich denn schreibe. Henni muss mir da helfen, das tut sie oft, wenn ich mit meiner Antwort mal wieder zu lange überlege. „Wir schreiben alles, außer Morgenseiten“, lacht sie und ich nicke. Ja, besser kann ich es nicht formulieren, denn das stimmt auf jeden Fall so und unbedingt. Bist du also bereit, noch länger keine Morgenseiten zu schreiben als ich? Dann bist du hiermit herzlich eingeladen, das zu versuchen, denn es ist schon eine beachtliche Zeitspanne, die ich da …

Henni und der Tanz in den Mai

„Aber, wir können doch gar nicht tanzen!“, seufzte Henni und schaute verlegen auf den Boden. „Du hast doch mit Uwe auch getanzt!“, widersprach Ulla, die gerne mit ihr zum Tanz in den Mai gehen wollte. Die Sache mit Paul war Geschichte und die noch vorhandene Traurigkeit wollte sie heute Abend gerne wegtanzen.

Hennis Frühlingskollektion – und, wie sieht dein Frühling aus?

„Ulla, wir möchten endlich Frühling und der ist jetzt gleich viermal hier drin, damit es endlich klappt!“ Henni stellt eine große, schwere  Papiertüte auf den Tisch. „Ich bin nicht der Frühling und ich will endlich aus dieser muffigen Tüte raus!“, ruft es aus der Tüte. „Hast du das auch gehört?“, fragt Ulla und schaut Henni verdutzt an.

Hennis Fahne sucht einen neuen Ort

„Meine Fahne ist im Schnöggel verschwunden!“, jammert Henni. Die Fahne war nach den Winterferien, – sie hatte immer an der Schnöggel-Hauswand zum Gastgarten gehangen, – bis heute nicht wieder aufgetaucht. Ulla verdreht die Augen, denn Henni spricht seit einer Stunde, seitdem sie bei ihr zum Kaffee war, von nichts anderem. Jeder zweite Satz fängt an mit „Meine Fahne …“ „Sie haben also schon überall gesucht!“, fragte Ulla noch einmal.

Nicht aufhören hinzuschauen!

Henni stand lange ganz still und starrte eine gefühlte Ewigkeit auf ein und dieselbe Stelle am Boden neben dem Lüftungsschacht an der Ecke bei C&A. Sie starrte wie früher als Kind und konzentrierte sich, in der Hoffnung, wenn sie nur lange genug starren würde, dann wäre der hellrote Blutfleck, den sie auf dem Asphalt sah, nicht mehr da. So, als würde das Unfassbare verschwinden. So, als könne sie das Geschehene wieder rückgängig machen, wenn sie es nur lange genug wegstarrte. Wegstarren half nicht. Tat es nicht. Wegschauen hilft auch nicht. Tat es noch nie. Nichts verschwand.

Henni und Valentin

„Haben Sie Valentin gesehen?“, fragte Henni in den kleinen Blumenladen hinein. Die Tür stand kurz vor Ladenschluss am Freitag noch ein kleines Stück auf. Die Blumen waren schon fast vollständig weg- und vermutlich ins Kühlhaus geräumt. „Wen meinen Sie?“, fragte eine Stimme von hinten. Eine junge Frau mit hellblonden Haaren und einer neonblauen Strähne wischte sich die Finger an ihrer grünen Schürze ab und kam nach vorne in den Laden. „Wir schließen gleich!“, sagte sie noch.