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Henni und die Rose

„Unsere Rose, unsere Rose!“, ruft Henni entsetzt. Der schmale Stamm der Rose vor ihrem Haus ist abgeknickt und die Rose biegt sich ihr entgegen. „Als ob du durch die Eingangstür zu uns hereinschauen möchtest“, dachte Henni laut.

Am Abend zuvor hatte es Gewitter mit Starkregen gegeben. Das hatte Henni Angst gemacht und sie war nicht aus dem Haus gegangen, nicht einmal mit ihrem neuen Regenschirm.
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Wie ich seit Monaten erfolgreich keine Morgenseiten schreibe

Wenn mal etwas schreibend oder sonstwie in deinem Leben nicht so läuft, wie du dir das wünscht oder anstrebst, dann schreibe genau diesem Zustand eine Ode oder sonst irgendetwas und fange genau da an.

„Wo sonst?“, fragt Henni.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das wirklich so lange und ausdauernd hinbekomme und schaffe. Das muss mir erst einmal jemand nachmachen, die Morgenseiten so lange nicht zu schreiben! Schließlich möchte ich das ja und des Menschen Wille ist sein Henni-Reich oder so ähnlich.

„Was schreibst du gerade?“, fragte mich gestern jemand und ich überlegte wirklich lange, was ich denn schreibe. Henni muss mir da helfen, das tut sie oft, wenn ich mit meiner Antwort mal wieder zu lange überlege.

„Wir schreiben alles, außer Morgenseiten“, lacht sie und ich nicke. Ja, besser kann ich es nicht formulieren, denn das stimmt auf jeden Fall so und unbedingt.

Bist du also bereit, noch länger keine Morgenseiten zu schreiben als ich? Dann bist du hiermit herzlich eingeladen, das zu versuchen, denn es ist schon eine beachtliche Zeitspanne, die ich da vorlege. Du musst schon ziemlich gut im Prokrastinieren, Zerdenken und alle-anderen-und-alles-andere-ist-wichtiger-sein sein.

„Wir geben zu, dass nicht jede den Luxus hat uns als Figur zu haben und ohne uns wird es verdammt schwierig so lange keine Morgenseiten zu schreiben!“, erklärt Henni das vermutlich viel besser als ich.

So viel Selbstdisziplin habe ich mir wirklich nicht zugetraut. Bei all den anderen nichtigen, austauschbaren und alltäglichen Dingen in der Freizeit und im Job lege ich ja auch eine ungeheure Selbstdisziplin an den Tag, denn diese Dinge sind immer und absolut wichtiger als Morgenseiten.

So sind Gedanken, zumeist die weniger hilfreichen und eher zweifelnden die, die das morgendliche Ritual zunichtemachen, längst, bevor der Wecker es nicht geschafft hat mich bei ersten Klingeln aus dem Bett zu bekommen.

Wir sind da ein ziemlich eingespieltes Team geworden, die Gedanken, die Zweifel und ich. Wir brauchen gar nicht mehr viel und schon ist das Zeitfenster wieder geschlossen. Zack! Wieder ein Tag auf der Liste der Tage ohne Morgenseiten.

„Na ja ohne Morgenseiten ist mehr Zeit für Kaffee, Henni-Ideen und Lesen und …“ Henni hat ja keine Probleme mit Nicht-Morgenseiten, dafür ist ihr Tag auch viel zu ausgefüllt.

Ich frage mich natürlich schon, wo ich diese fehlende Selbst-Reflexion und Energie in meinen Tagen herbekomme und finde sie derzeit in vielen spontanen und auch geplanten Aktionen rund um das neue kleine Häuschen, die aus Begegnungen entstehen. Ich glaube, das hat noch keine Morgenseite von mir, da für ganz viel anderes erlebt. Und ich denke, es hat auch noch keine Morgenseite vermisst.

„Wir müssten jetzt mal die Apfeltaschen weitermachen!“, erinnert Henni und recht hat sie. Wir haben den Teig noch zu wenig ausgerollt. Das müssen wir heute noch ein paar Mal machen.

Und mal ehrlich, das Zeitfenster für die Morgenseiten heute, das haben wir mit den Apfeltaschen und diesem Text schon wieder verpasst.

Hennis Frühlingskollektion – und, wie sieht dein Frühling aus?

„Ulla, wir möchten endlich Frühling und der ist jetzt gleich viermal hier drin, damit es endlich klappt!“ Henni stellt eine große, schwere  Papiertüte auf den Tisch.

„Ich bin nicht der Frühling und ich will endlich aus dieser muffigen Tüte raus!“, ruft es aus der Tüte.

„Hast du das auch gehört?“, fragt Ulla und schaut Henni verdutzt an.
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Hennis Fahne sucht einen neuen Ort

„Meine Fahne ist im Schnöggel verschwunden!“, jammert Henni. Die Fahne war nach den Winterferien, – sie hatte immer an der Schnöggel-Hauswand zum Gastgarten gehangen, – bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Ulla verdreht die Augen, denn Henni spricht seit einer Stunde, seitdem sie bei ihr zum Kaffee war, von nichts anderem. Jeder zweite Satz fängt an mit „Meine Fahne …“

„Sie haben also schon überall gesucht!“, fragte Ulla noch einmal.
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Nicht aufhören hinzuschauen!

Henni stand lange ganz still und starrte eine gefühlte Ewigkeit auf ein und dieselbe Stelle am Boden neben dem Lüftungsschacht an der Ecke bei C&A. Sie starrte wie früher als Kind und konzentrierte sich, in der Hoffnung, wenn sie nur lange genug starren würde, dann wäre der hellrote Blutfleck, den sie auf dem Asphalt sah, nicht mehr da. So, als würde das Unfassbare verschwinden. So, als könne sie das Geschehene wieder rückgängig machen, wenn sie es nur lange genug wegstarrte.

Wegstarren half nicht.
Tat es nicht.
Wegschauen hilft auch nicht.
Tat es noch nie.
Nichts verschwand.
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Henni und Valentin

„Haben Sie Valentin gesehen?“, fragte Henni in den kleinen Blumenladen hinein. Die Tür stand kurz vor Ladenschluss am Freitag noch ein kleines Stück auf. Die Blumen waren schon fast vollständig weg- und vermutlich ins Kühlhaus geräumt.

„Wen meinen Sie?“, fragte eine Stimme von hinten. Eine junge Frau mit hellblonden Haaren und einer neonblauen Strähne wischte sich die Finger an ihrer grünen Schürze ab und kam nach vorne in den Laden. „Wir schließen gleich!“, sagte sie noch.
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