Allgemein, Henni, Hennis Kalender 20/21
Kommentare 2

Henni wird mit Sonnenblumen unsichtbar

Hier findet ihr den nachfolgenden Text als Audio (MP3-Datei).

Henni ist ziemlich aufgeregt wegen des Pressetermins im Café Schnöggel und hat sogar ihre Gummistiefel in der Dusche sauber gemacht.
„Die weißen Punkte müssen leuchten!“, sagt sie stolz und steckt sie deshalb gleich dreimal in die Dusche und unter die Brause.
Als sie klitschnass, aber zufrieden aus dem Bad kommt, steht sie tropfend vor ihrem Kleiderschrank und findet nichts zum Anziehen.
„Wir wissen nicht, was wir anziehen sollen!“,  jammert sie am Telefon, als sie verzweifelt Ulla anruft.
„Seit wann kümmert dich das, was du anziehst, du weiß doch sonst immer, was dir gefällt.“ Ulla ist sichtlich überrascht. „Komm gleich vorher bei mir vorbei, wenn dir das hilft.“
Henni legt beruhigt auf und holt das aus dem Schrank, was sie sonst auch immer trägt. Mit jedem Kleidungsstück kommt die Henni-Sicherheit zurück und als sie die Gummistiefel anzieht, ist sie wieder ganz die Henni, die sie kennt.
„Jetzt können wir endlich gehen!“, sagt sie und stapft pfeifend die Treppe hinunter. Auf der Straße winkt sie Ulla schon von weitem, die am geöffneten Fenster steht und ihr begeistert winkt. „Super, du weißt, was gut aussieht!“
Henni wird ganz orange im Bauch und, dass sich ihr Bauch so anfühlt, das mag sie total gerne. Je näher sie dem Café kommt, umso weniger orange fühlt sie sich. Als sie sich hinter dem von Ulla selbst genähten knallig gelben Mundnasenschutz voller Sonnenblumen versteckt, geht es ihr etwas besser. „Jetzt sehen sie uns nicht mehr, das gefällt mir!“
Als Henni das Café betritt, sieht sie tatsächlich niemand mehr. Nicht einmal die Journalistin oder Uwe oder Sabine. Henni beginnt ihre Unsichtbarkeit zu gefallen. Sie bewegt sich im Gebäude ungesehen überallhin, hört den Menschen an den Tischen zu und, als sie das Foto in der ersten Etage machen, versteckt sie sich im Hintergrund.
Und das stand dann in der Zeitung und wenn ihr gaaaanz genau hinschaut, seht ihr ein kleines Stiefelstück neben der Tür, denn ganz auf das Bild hat Henni sich dann doch nicht getraut, schließlich war sie immer noch unsichtbar. Fast unsichtbar.

 

 

2 Kommentare

  1. Liebe Sabine,
    gratuliere zu dem tollen Zeitungsartikel zu deinem wohltätigen Henni-Kalender.
    Das orange Gefühl im Bauch von Henni hat sich offenbar auf deinen Pullover übertragen.
    Schön, dass es die schüchterne Henni halb unsichtbar hinter ihrer Sonnenblumenmaske auch auf das Foto geschafft hat. 🙂

    Herzliche Grüße
    Ulrike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert