„Ulla, wann gehst du eigentlich in Rente?“, fragte Henni Ulla und setzte sich total durchgeschwitzt auf den Küchenstuhl ihr gegenüber. Draußen war es drückend heiß und Henni hatte Ulla einen kleinen Handventilator in Gelb mitgebracht. Sie selbst trug auch einen in Rot, der weiße Punkte hatte.
„Danke!“, sagte Ulla, die den kleinen Ventilator sofort anstellte und vor ihr Gesicht hielt. „Oja, das tut gut! Wann ich in Rente gehe? Weiß ich noch nicht, wieso fragst du?“
„Wir haben heute einem zugehört, der das Seniorenzentrum 14 Jahre lang geleitet hat, doch nicht nur das. Dabei ist uns aufgefallen, was für ein angenehm orangefarbener Tonfall in seiner Stimme war. Jemand, der mit so viel Wertschätzung und positiver Rückschau auf seine Zeit zurückgeschaut hat, dass es richtig Spaß gemacht hat, zuzuhören!“ Henni nickte dazu, als wolle sie das mit ihrem Kopfnicken noch einmal verstärken.
„Das ist nicht selbstverständlich, dass die Menschen so erzählen. Die meisten sind viel, viel negativer und zählen die Tage bis zum letzten Arbeitstag und erzählen, wenn überhaupt, nur negativ!“ Ulla dachte an ihren Sohn, der heute schon ein Maßband hatte und die Tage bis zur Rente zählte, weil er seinen Job nicht wirklich mochte.
„Wir sind auch gerne arbeiten gegangen!“, flüsterte Henni. Sie schaute an Ulla vorbei auf das Foto, auf dem Ulla mit Henni vor ihrem eigenen Umzugswagen stand. Das war viele Jahre her. Heute musste sie mit ihrer kleinen Erwerbsminderungsrente auskommen, weil ihr Rücken völlig kaputt war und sie nicht mehr arbeiten gehen konnte.
„Ich weiß Henni!“, sagte Ulla ebenso leise und legte behutsam eine Hand auf ihre.