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Henni meets Kunst: Henni, die Pfeile auf dem Boden und die tanzenden Buchstaben

Bild: (c) Dan Perjvoschki

Henni, die letzte Woche das erste Mal im Museum in Dortmund, im Dortmunder U gewesen war, hatte voll Geschmack gefunden an der Kunst. Und weil das so war, hatte Benno sie heute wieder alle, Ulla, Peter und Henni, nach Aachen zum Stadtspaziergang an den Werken der Comiciade vorbei und danach ins Ludwig Forum eingeladen, weil da ein toller Graffiti-Künstler ausstellte. Ulla hatte kurzfristig abgesagt und Peter auch.

„Voll die Kunstbanausen!“, hatte Benno gelacht. „Ich hoffe, du versetzt mich jetzt nicht auch noch!“
„Natürlich nicht, wir sind anders!“ Henni war ein wenig rot geworden, denn sie wusste, was Kunst-Banausen waren und bis heute hatte sie sich auch für einen gehalten.

Also, waren die beiden alleine los. Henni war aufgeregt, denn sie saß hinten im Auto mit Maske und wusste nicht, ob ihr heute noch übel wurde beim Autofahren. Früher war das immer so gewesen, heute nicht, denn Benno hatte Kaffee mitgenommen und nach einer Stunde machten sie kurz Pause, damit Henni Luft holen und Kaffee trinken konnte.
Benno parkte den Wagen am Hauptbahnhof und zeigte Henni auf ihrem Weg durch die Stadt die Graffitis, die neu entstanden waren. Henni war total begeistert. „Wie schaffen die das, ein Bild auf so eine riesige Fläche zu malen? Es sieht auch noch so toll aus!“

Benno zeigte und erklärte ihr, welche Techniken seine Kollegen angewandt hatten und zeigte ihr das dann direkt auf seinem Skizzenblock, den er dabei hatte.

Im Museum war es ganz anders wie gerade noch draußen in der Stadt. Hier bestand Maskenpflicht und es war warm. Und dann musste Henni auch noch ihren Negativ-Test zeigen und ein Formular ausfüllen. Da hatte ihr beim letzten Mal Ulla geholfen. Schreiben und Henni, das war ein bisschen wie Kaffee und Zucker, eigentlich passte das zusammen, aber eben nicht bei Henni, die mochte nämlich keinen Zucker im Kaffee.

Irgendwie vollführten die Buchstaben, wenn sie zu schreiben begann einen Tanz auf dem Papier, bei dem sie nicht mehr hinterherkam und dann nur noch fasziniert auf die Figuren schaute, die die Buchstaben bildeten und genau dann hatte sie keine Ahnung mehr, ob die Worte richtig geschrieben waren.

„Henni, alles in Ordnung?“, fragte Benno, der sein Formular ausgefüllt hatte und neben sie getreten war.
Henni wurde rot. „Die Buchstaben tanzen!“, flüsterte Henni.

„Ach so, du hast deine Brille vergessen!“, sagte Benno laut. „Immer diese Eitelkeiten!“, sagte er und lachte die Mitarbeiterin hinter der Theke charmant an. Die nickte verständnisvoll „Komm, ich übernehme!“ Er füllte alles aus und zeigte ihr mit dem Daumen die Stelle für die Unterschrift.

Henni unterschrieb und sie gingen eine Etage nach unten zu den Schließfächern. „Danke!“, flüsterte Henni heiser.

„Gern geschehen! Bei meinem kleinen Bruder tanzen die Buchstaben auch so wie bei dir!“ Damit war für Benno alles gesagt und Henni seufzte erleichtert auf. Jetzt konnte sie sich wieder auf die Kunst an den Wänden konzentrieren.

Doch das war heute auch nicht so einfach.
„Sie müssen hier anfangen und dann nach links gehen und dann kommen sie zurück und gehen nach rechts!“. Der dicke Mann im Anzug war sehr wichtig oder kam sich so vor.  Es gab Pfeile auf dem Boden, nach denen man und frau sich richten sollte. Henni schwirrte der Kopf von den Pfeilen und den Menschen, auf die sie achten musste. Benno blieb auf Abstand immer bei ihr und das tat ihr gut. Henni schaute immer wieder verstohlen auf die Mitarbeiter, die hier arbeiteten, weil sie sich beobachtet fühlte und nichts falsch machen wollte. Hinterher war sie dann doch eine Kunstbanausin, die wollte sie doch nicht mehr sein.

„Schau mal!“, rief Henni und starrte fasziniert auf ein völlig verbogenes Fahrrad. „Das gefällt uns!“, rief sie und machte ein Bild mit ihrem Smartphone. Benno lachte, nahm seinen kleinen Notizblock und zeichnete mit wenigen Strichen das Fahrrad und Henni daneben.

„Hier, für dich!“, sagte er und reichte ihr das Stück Papier.

Henni schaute auf die Zeichnung in ihrer Hand und konnte nichts sagen. Sie strich behutsam über das Papier. „Das lasse ich mir einrahmen!“, sagte sie und trug es vorsichtig vor sich her.

„Komm, lass uns noch zum Graffiti-Meister gehen!“, sagte Benno und zeigte auf zwei Räume auf der anderen Seite.

Hier ging es Henni gleich besser. Die Räume waren größer und die Zeichnungen waren einfach und mit weniger Buchstaben versehen, die verstand sie auch. Dan Perjovschi mochte sie. Der erinnerte sie mit seinem Schnurbart an Uwe. Der hatte auch mal einen getragen. Henni konnte sich nicht satt sehen an den Zeichnungen und vergaß ganz die Welt und auch ein wenig Benno um sich herum.

„Komm, ich zeig dir noch den LufoPark!“, sagte Benno, da können wir wieder mal tief durchatmen und frische Luft schnappen. Sie gingen über den Vorplatz des Museums ein paar Stufen hinauf in einen kleinen Park.

„Atemlos durch die Nacht!“, schallte es in dem kleinen Park hinter dem Museum über den Rasen und Henni musste an Uwe denken, weil der manchmal auch gesungen hatt,e aber niemals dieses doofe  Lied. Das Lied mochte Ulla so gerne. Henni hielt sich dann immer die Ohren zu, das machte sie jetzt auch zur Sicherheit.

Die zwei kleinen Miniausgaben von Hunden, die zu dem Parkbank-Chor gehörten, kamen kläffend über den Rasen gerannt. Vielleicht konnten Sie das schiefe Gesinge ihrer zwei Frauchen mit Herrchen auch nicht länger ertragen.

Vor Benno blieben sie kläffend stehen. Der ging drohend zwei Schritte auf sie zu, sagte kein Wort und der schiefe Chor von der Parkbank wurde plötzlich leiser und schaute gebannt auf das, was passierte.

„Die haben Angst um ihre Minis und du hast sie endlich ausgestellt!“, lachte Henni und Benni drehte sich grinsend zu ihr um. „Ja, das sollten sie auch!“ Die kläffenden Minis liefen wieder zurück, Chor begann von Neuem und Henni und Benno machten sich auf den Weg zum Auto.

 

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