Kreatives Schreiben, NaNoWriMo
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NaNoWriMo ist zu Ende

Henni und ich haben es geschafft. Jeden Tag im November haben wir an ihrer Geschichte weitergeschrieben. Es war müsham und manchmal verdammt zäh. Es war toll, wenn die Worte da waren. Es war überraschend und das vierte Mal in Folge habe ich mich im Novemer um Kopf und Kragen geschrieben.

Hier das vorläufige Ende, einmal in der Zeit zurück und wieder ins Heute. Und jetzt zeichne ich mal die Krippe. Ihr seid herzlich eingeladen, es mir nachzutun, wenn ihr den Text gelesen habt und wisst, wovon ich schreibe.

31.    Kapitel – Das erste Weihnachten bei den Krauses

Der November verging für Henni mit ganz viel Musik hören, lesen und schlafen in dem neuen Zimmer und sich an die neue Situation bei den Krause gewöhnen. Alles gab es immer pünktlich und wenn mal nicht, dann gab es einen so verdammt wichtigen Grund, wie Gardinen aufhängen, bügeln oder Betten beziehen. Alles üble Haushaltsdinge, die Henni nicht mochte und sehr ungerne machte.

Henni war eine so vorgegebene Struktur an Mahlzeiten, Fernsehgucken, Wäschewaschen und Zeit zusammen verbringen einfach nicht mehr gewohnt. Selbst bei ihrer Mama hatte sie so ein pünktliches Familienleben nicht erlebt, von der Oma-Frau im Kittel mal ganz abgesehen, da hatte sich selbst den Tag eingeteilt. Und genau das war mit Elsa nicht ganz einfach, denn Elsa hatte ganz klare Vorstellungen vom neuen Familienleben. Karl war da viel entspannter, doch er war auch in der Woche länger in der Firma und bekam so weniger von den Problemen von Elsa und Henni mit. Am Wochenende war es besser, denn Elsa war in seiner Anwesenheit auch viel entspannter und konnte fünfe Mal gerade sein lassen. Dieses Wortspiel verstand Henni auch nicht, aber sie fragte nicht mehr.

Früher hatte sie so etwas einfach Ben gefragt, doch mit dem sprach sie nicht mehr. Ben war jetzt mit der tollen Petra zusammen. Er war der Superheld der Schule und sie die arme Irre, die ihre Mutter verloren und eine Verbrecherin als Oma hatte. Andere Omas backten höchstens Plätzchen, schenkten kratzige, selbst gestrickte Pullover und trafen sich mit anderen Omis zum Kaffeeklatsch. Toller Stammbaum, dachte sie oft. Nicht einmal ein brauchbarer Vater war in Sicht.

Sie mochte Elsa und Karl. Die beiden gaben sich Mühe, auch wenn Elsa es mit dem Familienleben manchmal echt übertrieb und sehr viel Harmonie als klebrigen Zuckerguss über alles streute. Am liebsten werkelte sie mit Karl in seiner Garage, da hatte er eine Werkbank, die Henni benutzen durfte. Hier entstand in der Adventzeit ihre erste moderne Krippe. Die Figuren schnitzte sie alle selber und verbrauchte viele Pflaster. Doch sie wurde besser. Jede neue Figur war einfacher und sie lernte schnell.

„Was wird das?“, fragte Karl, als sie die nächste Figur anfing.

„Na, das wird eine Eule, siehst du das nicht?“, fragte Henni empört und hielt sie grinsend hoch.

Karl lachte. „O.k., eine Eule in der Krippe?“

„Na ja, Esel sind schwieriger und mit einem solchen Exemplar habe ich es jeden Tag in der Schule zu tun. Da muss er nicht noch in meiner Krippe seine Show abziehen.“

„So schlimm?“, fragte Karl.

„Schlimmer! Ben benimmt sich wie der letzte Esel auf Erden und alle finden ihn auf einmal toll. Alle wollen von seinem erstunkenen und erlogenen Ruhm etwas abhaben. Und es ist doch alles nicht wahr!“ Henni schaute ihn wütend an.

„Ja, ich weiß. Es ist nicht einfach einen Freund so zu verlieren! Wie läuft es mit den Journalisten?“  Die waren zwar weniger geworden, aber ein paar ganz Hartnäckige belagerten immer noch ihr Haus.

„Haarspray strong, wirkt zur Selbstverteidigung und versaut bis ruiniert die Objektive der Fotoapparate, wenn wir genau zielen!“ Henni grinste.

„Lass das bloß Elsa nicht hören!“, lachte er und wurde gleich wieder ernst. Als er Hennis Gesicht sah.

„Wie läuft es mit euch?“, fragte er besorgt.

„Wir kriegen es hin, aber ich bin nicht Marlies und all diese Regeln und Aufgaben und Pünktlichkeiten, die sind wir nicht gewohnt. Und sie ist da sehr streng.“
„Ja, ich weiß, mir geht es da nicht besser als dir manchmal.“

„Aber du bist arbeiten.“

„Ja, ich weiß! Soll ich mal mit ihr reden?“
„Nein, das machen wir selbst. Das musst du nicht für uns machen!“ Henni war dabei etwas ruppiger als beabsichtigt, aber sie dachte sofort an das Gespräch der beiden, dass sie an dem Tag, als Ben seinen letzten Auftritt in diesem Haus hatte, mitangehört hatte. Wir schaffen das, dachte sie. Wir kriegen das hin! Und Karl fragte sie dann lieber auch nicht mehr, weil es dann Stress mit Elsa gab und für den wollte Henni nicht der Grund sein. Mit den Journalisten vor der Tür und dem Jugendamt mit seinen Gesprächen und Fragen und Fragen und Gesprächen, das war schon mehr als genug Theater.

So werkelten sie beide in einem unangenehmen Schweigen weiter und waren ganz froh über Elsa, die zum Mittagessen rief. „Na los, ihr beiden, Hände waschen. Mein Goulasch wird nicht besser.“ Karl salutierte, zwinkerte Henni zu und sie musste kichern. In solchen Momenten konnte sie alles andere um sich herum vergessen und fühlte sich einfach wohl.

Als sie in das Esszimmer kamen wartete eine Überraschung auf sie. Marlies war überraschend vorbeigekommen und saß schon auf dem Platz, auf dem sonst immer Henni saß, wenn sie zu dritt waren.

„Hallo Marlies!“, sagte Henni und setzte sich auf den vierten freien Platz. Marlies nickte nur stumm.

Karl setzte an, etwas zu sagen, ließ es dann aber wieder. „Hallo Marlies!“, sagte er. „Welch seltene Überraschung! Ich dachte du magst keinen Goulasch.“
„Na ja, ich kann ja auch nur Klöße und Rotkohl essen.“, sagte sie schnippisch und Elsa seufzte laut und vernehmlich. „Jetzt lasst uns aber essen, bevor alles kalt wird!“

Sie begann Henni den Teller aufzufüllen. „Danke!“, sagte Henni und nahm den Teller an. Sie hatte Hunger, Marlies hin oder her. Sie hatte den ganzen Vormittag mit Karl an der Krippe gearbeitet und mit Holz arbeiten macht hungrig.

„Wie sehen deine Finger denn aus?“, fragte Marlies, die natürlich perfekt manikürte Fingernägel hatte.

„Die haben im Gegensatz zu deinen mit Holz gearbeitet, deshalb sind sie auch mit Pflastern übersät.“, entgegnete Henni mit vollem Mund. Karl grinste und nahm noch eine Gabel voll Rotkohl.

„Wie immer vorzüglich, mein Schatz!“, schwärmte er und Elsa lachte.

„Das sagt du doch sogar, wenn das Essen verbrannt ist.“

„Nein, das weiß ich durchaus zu unterscheiden!“, sagte er mit erhobener Gabel und spießte sie in das nächste Stück Fleisch.

Marlies schüttelte missbilligend mit dem Kopf und aß natürlich ordentlich mit den zwei Ellbogen am Körper, wie es sich der Herr Knigge gewünscht hätte und schnitt alles ganz akkurat klein. Und sie hatte alles auf dem Teller voneinander getrennt. Den Rotkohl auf zwölf Uhr, das Goulasch auf vier Uhr und die Klöße mit Soße auf neun Uhr. Henni schaute sich das an und mischte ihre Klöße noch einmal mit der Soße, dem Rotkohl und dem Fleisch. Dann häufte sie das ideale Gemisch auf ihre Gabel und strahlte.
Karl grinste und auch Elsa, die immer entspannter war, wenn sie sah, wie sehr Henni ihr Essen mochte, musste lachen. Marlies nicht, die war ja mit ihrer-auf-dem-Teller-Sortiererei beschäftigt und brauchte dafür ihre ganze Aufmerksamkeit.

„Was gibt es denn heute zum Nachtisch?“, fragte Henni nach der zweiten nicht kleinen Portion, die sie gerade verdrückt hatte.

„Hast du nicht schon genug gegessen?“, fragte Marlies wenig einfühlsam. Gerade tupfte sie ihren Lippenstiftroten Mund vorsichtig mit der Serviette ab.

„Nein, wir müssen ja auch nicht in einen spießigen Hosenanzug passen!“, konterte Henni.

„Es gibt Schokoladenpudding mit Vanillesoße!“, versuchte Elsa abzulenken.

„Na ja, du hast recht, den Ben hast du ja schon an die schlanke Petra abgegeben. Die achtet bestimmt mehr auf ihre Linie!“, giftete Marlies ohne Grund.

„Marlies!“, rief Karl und warf seine Serviette wütend auf den Tisch. „Wenn das der Grund ist, wieso du uns besuchen kommst, hier zu stänkern, dann solltest du weiterhin lieber darauf verzichten. Wir haben dich anders erzogen!“

Henni hatte in ihrem Kopf viele Ideen, sich aus dem Stand zu rächen, Sie kippte die Schüssel Rotkohl über ihrem feinen Sonntagsanzug aus. Sie warf einen Kloß zielsicher in ihr Gesicht. Henni zog sich in sich selbst zurück. Das war sie gewohnt und es war das erste Mal, dass sie in ihrem Kopf wieder zu rappen begann und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.

„Sie spielt sich auf
hau ihr eine drauf.

Sie ist eine blöde Kuh
lass mich doch in Ruh.

Du hast alles gehabt
bist doch übergeschnappt.

Eltern, Liebe und ein Zuhause
du mickrig, blöder Banause.“

„Henni, möchtest du auch Nachtisch!“ Elsa stand mit der Schüssel Schokopudding vor ihr. Ihr Gesicht war traurig, Karl war wütend und Marlies war gegangen.

„Ja, bitte!“, sagte Henni, obwohl sie keinen Hunger mehr hatte.

So oder so ähnlich lief das jetzt die nächsten Male ab und würde vermutlich die nächsten Jahre so weitergehen. Mal blieb Marlies, mal nicht, aber sie hörte nie auf an ihr rumzuzerren, selbst nicht, als Oliver immer öfter mitkam und die Situation und Marlies mit entspannte. So wie Karl das mit Elsa tat. Mutter und Tochter waren sich dich sehr ähnlich.

Und so ging Henni immer mehr in die Garage zum Schnitzen und zum Arbeiten mit Holz, in ihr Zimmer unter den Tisch und vor allen Dingen ging sie der Welt immer mehr aus dem Weg. Ihre Welt spielte sich immer mehr in ihr selbst ab.

Die Adventzeit hatte Henni auch mit Schnitzen und Werken verbracht. Die Krippe, an der sie arbeitete, sollte ein Geschenk für Karl uns Elsa werden. Sie hatte es gerade bis einen Abend vor heilig Abend geschafft. Sie hatte nämlich ganz viel Zeit mit Elsa beim Plätzchen backen verbracht.

„Wir müssen dieses Jahr einfach mehr machen. Henni muss immer alle probieren, damit wir sie dir auch anbieten können!“, lachte sie, wenn Karl von der Arbeit kam und beide wieder in der Küche saßen und die nächste Sorte ausprobierte. War Elsa in der Küche und half ihr Henni dabei, war sie wie ausgewechselt und die beiden lachten und scherzten, als gäbe es alles andere nicht. Und da Henni spürte, wie sehr das auch Karl freute, dass die beiden sich gut verstanden, half sie Elsa dabei, wann immer sie konnte. Und als sie sogar das Lieblingsrezept ihrer Mama zusammen ausprobierten und die Vanillekipferl schmeckten, als hätte ihre Mama die gemacht, war Henni mal wieder ganz orange zumute und das tat einfach gut.

Natürlich war darüber die Arbeit an ihrer Krippe ein wenig ins Hintertreffen geraten, doch Henni schlich sich abends, wenn die beiden schliefen in die Garage und schnitzte weiter. Morgens kam sie natürlich schlecht aus dem Bett, doch sie riss sich zusammen und trank etwas mehr Kaffee, natürlich so, dass Elsa das nicht mitbekam, denn die hielt nicht so viel Kaffee in ihrem Alter.

„Den kannst du noch früh genug trinken, wenn du erwachsen bist!“, sagte sie immer und bot ihr stattdessen Früchtetee und Kakao an. Beides waren leckere Alternativen, hielten natürlich nachts nicht wach, deshalb trank Henni den dann heimlich in der >Garage. Die beiden hatten einen tiefen Schlaf und bekamen nicht einmal mit, dass sie sich nachts in die Garage schlich. Ihre Krippe war echt cool und sie platzte fast vor Vorfreude, was die beiden wohl sagen würde. Sie vermisste Ben, denn sie hätte dieses Geheimnis und die Vorfreude auf die Gesichter der beiden gerne mit jemandem geteilt, doch da war niemand, den das interessiert hätte. Und dann kam Frau Klein wieder einmal vorbei, um sich zu erkundigen, wie es ihr ging.

„Gut und noch besser, wenn Sie uns jetzt einmal in die Garage begleiten!“, sagte Henni und Esa runzelte mit der Stirn, doch Frau Klein schein ganz erfreut zu sein.

„Natürlich, entschuldigen Sie uns bitte Frau Krause, wir sind gleich wieder da. Ihre Plätzchen sind wirklich köstlich!“

Henni grinste. Frau Klein sah aus als würde sie viele, köstliche Kekse essen, aber, wenn sie das tat,

war auch sie viel entspannter als sonst, als wurde sie von Elsa und ihr mit Keksen gefüttert.

„Kommen Sie!“, drängelte Henni, „Wir gehen gleich ja nochmal zu den Keksen zurück!“

„Henni!“, schimpfte Elsa und Frau Klein wurde ein wenig rot.

„Kommen Sie, wenn Sie erstmal wissen, was wir Ihnen zeigen wollen, werden Sie begeistert sein: Du darfst noch nicht, das ist eine Überraschung zu Weihnachten!“, sagte Henni und ihre Wangen glühten vor Begeisterung oder von dem Kaffeekonsum und dem wenigen Schlaf, den Frau Klein natürlich nicht bemerkte. Ihre Aufmerksamkeit gehörte uneingeschränkt den Keksen.

Sie begleitete Henni in die Garage.

„Warten Sie einen Moment, wir müssen noch die Lichterkette anmachen!“, sagte Henni und dann erleuchtete Hennis Krippe die Garage. Erst sagte Frau Klein gar nichts. Dann immer noch nicht. Dann wusste Henni nicht, ob sie sich vielleicht an einem Keks verschluckt hatte und nichts sagen konnte.

„Wie finden Sie es?“, fragte Henni und schaute sie erwartungsvoll an.

„Mmh, ganz nett!“, sagte sie dann wenig begeistert.

„Wir haben alles selber gemacht!“ Henni ließ sich von ihrer mangelnden Begeisterung nicht beirren.

„Aber, aber, wo sind denn Maria und Josef?“

„Aber das sehen Sie doch, das sind Elsa und Karl und Marlies ist das schreiende Kind in der Krippe und die Hirten habe ich gegen Oliver und mich ausgetauscht und anstatt Schafe gibt es Eulen.“ Henni war ganz begeistert von ihrem Werk und daher bemerkte sie die fehlende Begeisterung von Frau Klein nicht so recht und war nur einfach froh, es endlich jemanden zeigen zu können, damit sie sich nicht noch vor Weihnachten verplapperte. Natürlich erklärte sie Ella täglich, was sich veränderte, aber selbst eine Plüscheule konnte das irgendwann nicht mehr hören und zählte die tage mit, wann das endlich ein Ende hatte und die Krippe verschenkt wurde.

Und die Krippe wurde das Ereignis am diesem ersten gemeinsamen Heiligen Abend bei Krauses, zu dem natürlich auch Marlies mit Oliver kamen. Marlies war selbst dann noch entspannt, als sie sich selbst als das schreiende Kind in der Krippe erkannte.

„Sie hat heute Mittag auf dem Weihnachtsmarkt schon zwei starke Glühwein gehabt.“, lachte Oliver. „Das bin ich?“, fragte er dann Henni bewundernd und zeiget auf die Figur in der Krippe. „Du hast es wirklich drauf, Henni!“, sagte er und ließ sich alles noch einmal lang und ausführlich von Henni erklären. Elsa und Karl hatten das bereits eine Stunde vorher bei ihrer ersten Bescherung zu dritt erlebt und saßen gerührt da auf dem Sofa, nahmen sich bei der Hand und konnten den Blick nicht abwenden von dieser unglaublichen Krippe, die alles in den Schatten stellte. Jedes Jahr würde diese Krippe nun der Blickfang ihrer Weihnachtstage werden.

Epilog
32. Kapitel – Hennis Krippe

Henni hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Und so war sie mitten in der Nacht in den Keller hinuntergegangen und hatte dort nach der Krippe gesucht. Es hatte echt bis in die Morgenstunden gedauert, bis sie alle Teile gefunden und beisammenhatte. Völlig eingestaubt, aber überglücklich kam sie wieder nach oben in ihre Wohnung.

„Wir müssen jetzt alles auf Hochglanz polieren, schließlich konmt heute Nachmittag Ulla zu uns. Das erste Mal, da muss die Krippe glänzen!“ Henni war mit Feuereifer dabei, die Krippe auf den Tisch auf einer Weihnachtsdecke zu platzieren und jedes Teil und jede Figur einzeln abzustauben. Darüber verging der ganze Vormittag und irgendwann sah sie mit Schrecken auf die Uhr.

„Ojeoje, wir müssen noch duschen und den Tisch decken und Kaffee kochen und Plätzchen auf den Tisch stellen …“
Ella flog mal lieber zu Sicherheit auf den Küchenschrank. „Bevor du mich auch noch wegräumst oder in die Krippe stellst!“ Henni lachte und machte die Lichterkette in der Krippe an und war wieder so begeistert wie mit elf Jahren, als sie beim ersten Weihnachten  bei Krauses im Advent Tag und Nacht an der Krippe gewerkelt hatte.

„Sie sieht einfach immer noch toll aus!“, sagte Henni zufrieden. „So, und jetzt duschen, damit wir auch gut aussehen!“ Henni hüpfte unter die Dusche und kam gut gelaunt und frisch gefönt aus dem Bad, deckte den Tisch und bereitete die Kaffeemaschine vor.

„Wir haben einen neuen Rap für Ulla!“, lachte Henni und Ella hielt sich schon mal zur Vorsicht die Plüschflügel über die Ohren.

„Da steht sie, Hennis Krippe
nimmt Weihnachten auf die Schippe
Macht die Lichter aus,
die Freude will raus.
Wir sind Meisterin mit Holz
sage ich mit nicht wenig Stolz.“

„Gut jetzt!“, rief Ella. „Es hat geklingelt!“

Henni strahlte vor Vorfreude, als sie Ulla in ihre Wohnung ließ. Ulla war ein wenig unsicher und das machte Henni auch unsicher, weil doch Ulla das erste Mal bei ihr war.

„Komm herein, liebe Freundin, wir sind soweit!“, rief sie und öffnete die Küchentür, so als wäre jetzt Bescherung.
Ulla machte große Augen, als sie die Küche betrat: „Mensch Henni, was ist denn das für eine wunderschöne Krippe. Was für einen Schatz du da hast!“ Und Henni wurde ganz rührselig orange, so komisch ging es doch sonst Ulla nur, wenn sie zu viel Florian Silbereisen schaute. Sie freute sich und ihr Herz wurde weit.

„Wo hast du die denn her?“, fragte Ulla und setzte sich an den Tisch davor, wo Henni für sie beide gedeckt hatte.

„Das waren wir“, sagte Henni stolz. „Wir haben sie mit elf Jahren alleine geschnitzt, gebaut, gesägt und geklebt.“

„Sie ist wunderschön.“ Ulla konnte gar nicht aufhören sie anzuschauen und Henni setzte sich glücklich daneben und genoss die Freude, die Ulla an der Krippe hatte.

Lange sagten beide kein Wort, denn das war auch gar nicht nötig, das tat die Krippe, die sprach mit beiden auf ihre ganz eigene Weise.

ENDE
(Für heute!)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare

  1. Annemarie+Winckler sagt

    Liebe Sabine,
    herzlichen Glückwunsch für das Durchhalten! Das (vorläufige) Ende der Henni-Geschichte gefällt mir sehr. Es werden ganz viele Bilder in mir lebendig und beim Anblick von Hennis Krippe (in meiner Phantasie) kriege ich das große Grinsen, Für mich hast Du Dich enorm einfühlsam in die Gefühlswelt eines traumatisierten 11jährigen Kindes und dessen Umgang mit dem Trauma hineinversetzt. Respekt und Applaus! Es ist letztlich ein trauriges Schicksal, das Du da beschreibst, aber Du tust es mit einem Augenzwinkern und so überträgt sich Hennis immer noch positive Sichtweise mit dem Willen, doch noch das Beste aus allem zu machen auf die Leserin/den Leser. Danke für diese wunderbar vorweihnachtliche Geschichte.
    Dir eine schöne Adventszeit
    Liebe Grüße
    Anne

    • Sabine sagt

      Liebe Anne,
      ganz lieben Dank für deine Rückmeldung. Ja, Henni liegt mir einfach sehr am Herzen, vielleicht gelingt es mir deshalb so gut, mich in sie hineinzuversetzen …
      Ich wünsche dir auch eine schöne Adventzeit,
      liebe Grüße,
      Sabine und Henni.

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