(Hier findet ihr wie gewohnt den Text als MP3-Datei!).
„Wir haben uns heute eine Eule gekauft!“ Henni stellt ihre gelbe Plastiktasche mit weißen Punkten auf die Couch neben sich und holt behutsam ein kleines Papierpaket heraus. Langsam wickelt sie das Papier auf und heraus schaut eine kleine, dicke Eule mit einem etwas schrägen Zick-Zack-Blick.
„Wird aber auch Zeit!“, beschwert sich die Eule mit dem Zick-Zack-Blick ungeduldig. „Ich habe ganz schlecht Luft bekommen.“, schimpft sie weiter und schaut sich dabei neugierig um.
„Hier wohnen wir“, sagt Henni und zeigt stolz auf ihre Wohnung, die sie heute Morgen zum Glück mal wieder etwas aufgeräumt hat.
„Wer wohnt denn sonst noch hier?“, fragt die Eule und wandert mit ihren schräg gestellten Augen über die Möbel, die Tapeten, die Regale und die Fenster entlang.
„Na, wir, das siehst du doch!“, antwortet Henni und zeigt auf sich selbst.
„Mmh.“, murmelt die Eule und fliegt auf den Küchenschrank. Sie hustet nach der Landung stark, als sie den Staub aufwirbelt, der sich dort erfolgreich vor Hennis Staubwedel versteckt hat. „Hier war aber lange keiner mehr.“, ruft sie von oben.
Henni wird ein wenig rot, weil sie weiß, dass sie mit ihrem Staubwedel so weit nicht nach oben reicht und dafür einen Stuhl oder eine Leiter nehmen müsste. „Na ja, wir können eben nicht fliegen wie du und der Staubwedel ist allergisch gegen den Staub.“, erklärt sie weiter.
„Mmh.“, wiederholt die Eule und schaut aus dem Fenster.
„Da ist unsere Freundin Ulla!“, ruft Henni, geht ans Fenster und öffnet es weit. „Willst du sie besuchen?“, fragt Henni nach oben.
„Mal sehen, ob da mehr los ist!“ Die Eule fliegt los und Henni ist fast ein bisschen froh darüber. Sie sieht wie die Eule etwas unsanft auf der Fensterbank von Ulla landen muss, weil die, im Glauben, eine Taube fliegt auf sie zu, – Ihr müsst wissen, Ulla hat große Angst vor Tauben! – hektisch das Fenster geschlossen und damit der Eule das Fenster vor dem Flügel zugeknallt.
Diese große Angst vor Tauben hatte Henni ganz vergessen. „Ulla, das ist doch nur eine Eule!“, hatte sie laut über die Straße gerufen, doch Ulla hatte das schon nicht mehr gehört und zur Sicherheit, sollte die Taube die Scheibe durchfliegen können, gleich noch die Gardinen vorgezogen und die Jalousien heruntergemacht.
Das fand Henni jetzt ziemlich übertrieben, denn die Eule kam jetzt empört und mit einem wilden und Zick-Zack-Flügelschlag zurückgeflogen: „Deine blöde Freundin hat mir das Fenster vor dem Flügel zugeschlagen!“. Dabei plusterte sie sich so auf, dass es aussah, als käme ein dicker, runder Ball mit Fratze herangeflogen.
„Erstens ist unsere Freundin Ulla nicht blöd!“, entrüstete sich Henni und stemmte ihre Arme in die Seite, „Und zweitens hat sie dich wohl für eine dicke Taube gehalten.“
„ICH, EINE TAUBE???“ Die Stimme der Eule überschlägt sich und das ballrunde Federkleid sieht aus, als ob es jeden Moment platzen würde, so heftig hüpft die Eule auf der Fensterbank hin und her. „ich muss dann wohl woanders hinfliegen!“ Kaum hat die Eule diese Worte ausgesprochen, schon fliegt sie aus dem Fenster die Straße hinab.
„Sind wir froh, dass die Eule weg ist“, seufzt Henni und ruft Ulla an, um ihr zu sagen, dass sie wieder die Jalousien hochmachen und auch die Gardinen zur Seite ziehen kann.
Toll geschrieben,so bildlich und man kann sich diese Zeilen so schön vorstellen,als würde man mit in der Wohnung stehen.
Klasse!Lg
Das freut uns sehr,
liebe Grüße,
Henni und Sabine
Liebe Sabine,
diese Eule mit dem liebenswerten Zick-Zack-Blick darf gerne auch mal bei mir herein flattern und den Staub von den Schränken wedeln.
Herzliche Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
wenn ich sie sehe, schicke ich sie bei dir vorbei.
Bist du wirklich sicher? 😉
Liebe Grüße,
Sabine.
Liebe Sabine, es hat mich riesig gefreut, von Henni zu hören.❣️
Dass die Eule mit den Zick-Zack-Augen sich so aufplustern kann, als sei sie eine dicker runder Ball mit Fratze, finde ich sehr bemerkenswert.
Als Kinderbuch wären Hennis Geschichten auch sehr anschaulich!
Liebe Ursula, ich mache in den Herbstferien eine Schreibwerkstatt mit Kinderm zu Henni und bin sehr gespannt, liebe Grüße
Sabine.