(Hier die Geschichte als MP3-Datei!)
Henni geht wählen. Sie ist ziemlich aufgeregt, denn sie mag das nicht, in einen Raum zu gehen, in dem sie keinen kennt und sie alle anstarren. Also, hat sie das mit Ulla schon mal geübt, in ihrer Küche, die ja ziemlich groß ist, weil es eine Wohnküche ist, wie Ulla immer wieder betont.
Die Anmeldung war also am Küchentisch und die Wahlkabine stand am Ohrensessel vor dem Fernseher.
„Haben Sie Ihren Wahlschein mit?“, fragt Ulla und ihre Stimme wird so grell pink wichtig und klingt ganz fremd.
„Ja, bitte schön, den haben wir mit!“, antwortet Henni und ihre Stimme wird ganz leise, weil sie solche Sachen nicht mag und Ullas komische Stimme auch nicht. Sie muss an das feine Wort „Madame“ denken, das sie am Seilersee auf dem Fußweg gesprayt gesehen hat.
„Hier ist Ihr Wahlschein! Haben Sie einen Kugelschreiber mit?“, fragt Madame Ulla weiter.
„Müssen wir das?“, fragt Henni erschrocken, denn den hat sie nicht mit.
„Nein, keine Sorge, ich habe hier einen für Sie!“, erklärt Ulla und Madames Stimme wird immer wichtiger und mehr pink. Sie reicht Henni einen Kugelschreiber.
Henni geht zum Sessel, setzt sich und atmet erst einmal durch. Auf dem Zettel stehen Namen und Kreise. Henni sieht nur noch Kreise. Kreise, Kreise, überall Kreise.
„Sie dürfen nur ein Kreuz machen!“, doziert Ulla weiter und Henni denkt an Birte, ihre Fast-Freundin aus Schulzeiten, die auch immer alles besser wusste.
Henni zählt laut und lacht. „A, U, S, Aus.“ Sie macht einen neuen Kreis und ein neues Kreuz ganz unten. Sie schreibt noch was dahin. „Fertig!“, sagt sie stolz und zeigt Ulla ihren Wahlschein.
„Die Wahl ist geheim! Bitte falten Sie den Schein und werfen ihn in die Urne!“, sagt Ulla und reicht ihr die leere Obstschale, denn das ist die Urne.
Henni legt den Zettel hinein und hofft, dass Ulla jetzt wieder anders spricht und nicht so tut, als sei sie so wichtig pink.
„Sie haben einen ungültigen Stimmzettel abgegeben!“, ruft Ulla lachend. Ihre Stimme ist weniger pink, nur noch ein wenig und nicht mehr „so-fein-Madame“.
„Na ja!“, lacht Henni, „Wir fanden, du hast so wichtig gesprochen, da könntest du doch auch Madame Bürgermeisterin werden!“, lacht Henni mit. Sie hat hinter den neuen Kreis Madame Ulla geschrieben.
Ach, Henni, ich hab dich lieb❣️
Liebe Ursula,
Ich soll dir was von Henni sagen: Wir sind ein wenig rot geworden, so wie meine Gummistiefel und haben vor Freude mit ihnen duch die Küche getanzt!
Danke,
Sabine.
Amüsante Geschichte 🙂
Sehr schön! Überall findet sich Inspiration, wir brauchen nur hinschauen. 🙂
Liebe Martina,
ja, das stimmt,
liebe Grüße,
Sabine