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Hennis Urlaub und die Idee vom Übersommern      

Foto: Hinterberger, Hörboote

„Es war toll an der Nordsee!“ Henni seufzte tief und es sah so aus, als würde sie die Wellen und das Rauschen immer noch hören, riechen und sehen können. Ulla hatte sie einen Ostfriesen-Tee mitgebracht, weil sie wusste, dass diese gerade im Herbst abends gerne mal einen Tee mit Kandis und Dosenmilch trank.
Ulla strahlte, denn Henni hatte auch noch an Fisch gedacht, den sie so gerne frisch zubereitet aß. Hatte wohl damit zu tun, dass ihr Vater, der in der Woche in Cuxhaven auf Montage war, am Wochenende immer leckeren Nordseefisch mitgebracht hatte. Gerade probierte sie ein großes Stück Matjes mit frischem Brot aus der Hafenbäckerei.
„Mmmh!“, sagte sie und kaute zufrieden.
Henni war nicht so die überzeugte Fisch-Liebhaberin. Sie hatte auf dem Rückweg von der Insel, in Horumersiel, am liebsten „fischlos“ in den Hörbooten gesessen und  sich dort tolle Texte angehört, z.B. das Liebesgedicht an den Norden von Mona Harry. Da hatte sie auch die süßen Teestangen als Gebäck zum Kaffee entdeckt und mitgebracht und war ebenso zufrieden.

„Das nächste Mal musst du unbedingt mitkommen. Wir haben dich doll vermisst!“, sagte Henni zwischen einem Schluck Kaffee und einem Stück süßem Gebäck. Henni war auf eine Einladung von Fedderik für ein langes Wochenende auf die Insel gereist. Henni hatte ja drei Monate auf der Insel Norderney gelebt, aber dann vor lauter Heimweh nach Zuhause und vor allen Dingen nach Ulla wieder zurückgekehrt.
[Henni-Kenner*innen erinnern sich an diese Zeit. Hier noch einmal für alle als Pdf-Datei nachzulesen!]

„Und?“, fragte Ulla, „wie war es mit Fedderik?“

Henni wurde ein wenig rot. „Na ja, wir könnten, wenn es nach ihm ginge, jederzeit dortbleiben und würden sofort ein kleines Apartment neben seinem im alten Teil von Norderney beim Leuchtturm bekommen. Aber wir wissen nicht, ob wir das wollen.“

Ulla nickte und schwieg. Sie war so froh gewesen, dass Henni wieder von der Insel zurückgekommen war, aber sie wollte sie in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen.

„Wir müssen einfach öfter hinfahren, wir beide zusammen und dann schauen wir mal, ob wir nicht dort übersommern oder überwintern können. Fedderik stellt uns jederzeit das Apartment zur Verfügung. Na, was sagst du?“ Jetzt war Henni doch früher mit ihrer Idee herausgeplatzt, als sie wollte, weil sie wollte das nur mit Ulla und nicht wegen Fedderik tun und sie nicht überfahren damit.

„Du meinst, wir beide?“, fragte Ulla gerührt und überrascht.

„Natürlich, wir beide, wer denn sonst!“, strahlte Henni  Ulla an. „Dann kannst du jeden Tag Fisch essen und wir haben das Meer direkt vor der Tür! Und Heimweh haben wir dann auch nicht mehr, weil du ja mit dabei bist!“  

Ulla weinte leise und Henni sah sie erschreckt an. „Was haben wir falsch gesagt? Magst du nicht?“

„Doch, sogar sehr!“ Ulla wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich freue mich nur so!“, sagte sie leise.

„Mensch, haben wir uns erschreckt. Das mit dem Freuen müssen wir aber nochmal üben!“, lachte Henni erleichtert und Ulla lachte mit.

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