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Henni und der Heilige Geist, der heimlich ihren Kalender verändert hat

„Ulla, war der Heilige Geist auch bei dir?“, fragte Henni und hielt ein kleines Kreuz hoch, als sie zur Wohnungstür hineinkam. „Der lag auf deiner Fußmatte.“ Henni hatte es nicht so mit der Kirche und mit dem Heiligen Geist, das hatte sie noch nie so recht verstanden.
Ulla lachte, als sie das kleine Kreuz in Hennis Hand entdeckte. „In gewisser Weise, ja. Das stammt von einem Geschenk, das ich gestern bei einer Taufe erhalten habe.“
„Du hast als Gast ein Geschenk bekommen?“, fragte Henni überrascht. Sie kannte bisher nur Geburtstage, bei denen die Gäste Geschenke für das Geburtstagskind mitbrachten. „Ist das bei Taufen denn immer so?“, fragte sie. Henni selbst war nie getauft worden. Ihre Mutter wollte ihr diese Entscheidung selbst überlassen und
„Nein!“, sagte Ulla,

Sie fuhr fort: „Es war eine Taufe in der Rum-Orthodoxen Kirche „Heiliger Josef von Damaskus in Essen. Der arme Täufling hat die ganze Zeit geschrien. Alle um ihm herum waren vermutlich schon mit den Vorbereitungen und Planungen beschäftigt und entsprechend aufgeregt. Und, als er endlich wieder frei laufen konnte, war wieder alles o.k. und er lachte und rannte und spielte mit dem weißen Luftballon.
„Hat das was mit dem Rum zu tun, den du in die „Kalte Schnauze“ gibst und den Uwe immer so gerne getrunken hat?“
„Nein, das ist eine etwas längere Geschichte, die ich dir bei mindestens einem Kaffee und Kuchen erzählen werde. Es hat auch sehr viel mit Kuchen und Süßigkeiten zu tun. Komm, setz dich!“ Ulla füllte zwei Tassen mit Kaffee und legte zwei Stück Kuchen auf die beiden Teller.
„Na, da sind wir aber sehr gespannt!“, freute sich Henni und setzte sich zu Ulla an den Küchentisch.

Was auch immer Ulla erzählen würde, sie war sich sicher, dass es der Heilige Geist war, der ihren Wandkalender heimlich verändert und die Tage mit den Daten vertauscht hatte. Das hatte sie heute Morgen entdeckt und den Fehler gleich mit einem Edding verschwinden lassen. Das musste sie jetzt natürlich fortan mit jedem folgenden Tage des Jahres tun, aber das war in einer Stunde erledigt.

Henni hatte eine neue Lieblingsserie: „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle.“ Rafael, der Sohn des Kioskbesitzers hatte ihr einen Zugang zum „Filme-Strihmen“, wie sie es nannte und verstanden hatte, eingerichtet, sodass sie diese Serie jetzt auf ihrem Laptop schauen konnte.

Sie fand den Beruf einer Privatdetektivin einfach außergewöhnlich und genial und auch sehr mutig, denn Miss Fisher tat als Frau so viel, was in dieser Zeit, in der die Serie spielte, sich angeblich so gar nicht gehörte für eine Frau. Seitdem trug Henni zu ihren Gummistiefeln eine lange Strickjacke und einen besonderen Hut, den sie beim Räumungsverkauf der Boutique an der Ecke erstanden hatte. Sie trug die Sachen beim Filme schauen und kam sich geradezu verwegen vor und deshalb war sie sich sicher, dass sie das Rätsel des Heiligen Geistes und dem veränderten Kalender auf jeden Fall lösen werden würde.

„Wahrscheinlich werden wir das Rätsel schneller lösen, als Frauen die Anerkennung und den Respekt erhalten, den sie sich erarbeitet haben“, seufzte Henni. Mittlerweile brachte sie immer ihren Laptop mit zu Ulla und sie schauten sich gemeinsam da am Küchentisch die nächste Folge gemeinsam an.

Wir haben noch eine Menge zu tun!“, sagte sie dann jedes Mal.

2 Kommentare

  1. Annemarie Winckler sagt

    Liebe Henni,
    da bin ich doch zunächst einmal beruhigt, dass ich mir das mit dem verdrehten Kalender nicht eingebildet habe. Als ich nämlich am 1. Juni morgens das Maiblatt in Deinem Kalender umdrehte, befürchtete ich schon in ein Zeitloch gefallen zu sein. Es gab auf dem neuen Blatt zwar einen 1. Juni, aber es war angeblich immer noch Dienstag, obwohl der doch schon gestern und somit Vergangenheit war. OK, der heilige Geist war es. Ich habe letztes Jahr Spuren von ihm an meinem Küchenfenster gehabt. Die eher weniger Phantasie begabte Nachbarin meinte zwar, das was sich dort in der Staubschicht auf meiner Fensterscheibe abzeichnete, stamme eher von einer Taube, die im vollen Flug dagegen gebrummt sei. Ja eben sagte ich, das ist der Heilige Geist. Sie war nicht überzeugt. Aber wir schlagen jetzt jeden Morgen dem Heiligen Geist ein Schnippchen und pfuschen ihm im Datum und den Wochentagen herum. Das wird ein Spaß!
    Henni, Du bist immer für Überraschungen gut.
    Liebe Grße, auch an Sabine
    Anne

    • Sabine sagt

      Liebe Anne,
      ja, so ist das mit dem Heiligen Geist, nicht jede und jeder, die und der ihn erkennt, kann das, was er tut, beeinflussen …
      Aber, zum Glück sind es nur noch drei Monate, die nicht stimmen und dann gibt es wieder einen neuen Kalender! Einen anderen, aber einen, der ziemlich cool ist, das muss ich sagen, auch wenn ich nicht (mehr) die Hauptperson bin.

      Liebe Grüße
      Henni

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