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Henni und der Gartenzwerg im Rampenlicht

Foto: Britta Dilcher, Gartenzwerg im Rampenlicht

Der nachfolgende Text entstand als Auftragsarbeit für die Ausstellung von Britta Dilcher im Café Restaurant „Schnöggel„.

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Freitagabend. 18:00 Uhr.

„Ulla, wir haben heute Abend noch was vor. Wir schauen Bilder auf einer „Wernisasch!“ Henni nahm mit ihren frisch geputzten roten Gummistiefeln mit weißen Punkten immer zwei Treppenstufen auf einmal hinauf zu Ullas Wohnung.  Völlig außer Atem kam sie oben an.
„Ach ja?“, begrüßte sie Ulla mit gerunzelter Stirn. „Das wüsste ich doch wohl, oder? Ich kann heute nicht. Ich muss „Let‘ s Dance“ gucken.“

Henni verzog das Gesicht. „Dann sind wir längst wieder da!“. Sie hatte mit dieser ersten Ausrede gerechnet, weil sie wusste, wie ungern Ulla zu solchen Veranstaltungen ging. Ulla glaubte nämlich aus unerfindlichen Gründen, sie gehöre nicht an solche feinen Orte, die mit Kunst zu tun hatten. Was immer für Ulla ein solcher Ort war. Vielleicht weil ihr schnöseliger Sohn Sven aus Düsseldorf jetzt immer von solchen Ausstellungen und all den feinen Pinkeln in Anzug und ihren Frauen in Kostümchen erzählte.

Ulla schaute immer noch skeptisch. „Ich habe doch nichts anzuziehen!“

Henni lachte laut. „Dein Kleiderschrank nimmt eine ganze Wand ein!“ Henni kannte niemanden, die einen so riesigen Kleiderschrank hatte wie Ulla. „Du weißt doch, wenn die Gummistiefel nicht zum Anlass passen, passt der Anlass nicht!“

Ulla schaute immer noch so, als müsse sie zum Zahnarzt. Henni legte nach.

„Du wirst heute Abend zwei tolle Männer kennenlernen. Sir Gawain und Sir Lancelot aus Letmathe.“ Henni grinste breit. Sie wusste, dass Henni eine Schwäche für England und die Artus-Sage und die drei Musketieren hatte.  „Und ihren Gartenzwerg, den aus dem Rampenlicht!“

Ulla gab nach. „Ich ziehe mich mal eben um!“ Sie kam mit ihrem schicken Blazer zurück, den sie sich extra für den 30. Geburtstag ihres Sohnes gekauft und der sie dann doch nicht eingeladen hatte.

„Na endlich kommt dein Blazer auch mal vor die Tür und sieht was anderes als deinen Kleiderschrank von innen!“, kommentierte Henni das ungewohnte Outfit ihrer Freundin. Sie selbst hatte ihre Gummistiefel geputzt und ihre Haare gekämmt. Einen Blazer trug sie auch, den von Uwe, auch wenn sie Ärmel etwas hochrempeln musste.

Und so gingen die beiden Frauen aus dem Haus, auf die Straße den Südengraben entlang, die Treppe hinunter. Da wollte Ulla nochmal kurz ausbüxen, aber Henni ließ sie nicht und so gingen sie nach einer kurzen Unterbrechung mit ihrem Nasenmundschutz ins Schnöggel.

Henni führte Ulla sofort zu den beiden Herren auf der Bank und Ulla lachte laut, als sie die  beiden Herren entdeckte, die mit dem Gartenzwerg an der Wand hingen.

„Und, haben wir dir zu viel versprochen?“, fragte Henni und beobachtete ihre Freundin und wie sehr sie es genoss hier zu sein und sich langsam und bedächtig Bild für Bild anzuschauen. Sie gefielen ihr und Henni gefiel, dass sie ihr gefielen …

Henni gefielen die beiden Letmather auf der Bank und der Gartenzwerg am besten. Die beiden erinnerten sie an Uwe, doch an den wollte sie sich heute nicht erinnern, denn, wer den Anfang nicht versteht, begreift das Ende nicht.

3 Kommentare

  1. Annemarie Winckler sagt

    Liebe Sabine,
    der an die frische Luft kommende Blazer von Ulla amüsiert mich sehr und die drei Muskeltiere der etwas anderen Art ebenfalls. Wunderbar mal wieder diese Geschichte. Sie bringt mich auf eine Frage an Henni, die mich eigentlich schon immer mal wieder beschäftigt: Sag mal Henni, kriegst Du in den Gummistiefeln nicht auch ab und zu ’saftige‘ Füße? So hat mein fünfjähriges Babysitter-Kind Christian (genannt Bubi) seine verschwitzten Füße genannt, die er wohl immer in seinen Turnschuhen hatte. Eines Tages weigerte er sich, weiter Turnschuhe anzuziehen. Diese Episode ist mindestens 50 Jahre her, aber die Erinnerung an diese saftigen Füße von Bubi immer noch so stark. Gummistiefel sind doch sicher auch eher für ein feuchtwarmes Binnenklima gut, oder? Hast Du einen Tip, was man dagegen tun kann, liebe Henni?
    Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Anne

    • Sabine sagt

      Liebe Anne,
      diese Frage zu dem Geruch ihrer Füße in den Gummistiefeln hat Henni schon oft gehört, aber selten ist sie so liebevoll gestellt.
      Also, sie werden jeden Abend vor dir Tür gestellt und gelüftet.
      Sie werden nach der Benutzung mit Schuhspray besprüht.
      Und in jedem Gummistiefel liegt eine einfache Einmal-Einlegesohle, die hilft, dass die Füße eben nicht so saftig werden.
      Das ist der ganz eigene Henni-Gummistiefel-Umgang.
      Liebe Grüße
      Sabine und Henni.

  2. Annemarie Winckler sagt

    Liebe Sabine, liebe Henni
    Ihr habt einfach für alles eine Lösung!
    Liebe Grüße
    Anne

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