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Hennis Keller-Bibliothek

„Ulla, wir haben einen üblen und unabwendbaren Zusammenbruch in unserer Wohnung gehabt!“ Mit diesen Worten hatte Henni bei Ulla Sturm geklingelt und war energisch in die Wohnung hereingekommen. Ein Problem, dass sie bis gestern noch nicht gehabt hatte. Eines, das mitten in der Nacht lautstark daherkam und Henni bis zum nächsten Morgen nicht mehr hatte schlafen lassen.

Henni setzte sich seufzend auf den Stuhl am Küchentisch.

„Du hast was …?“, fragte Ulla und schaute mächtig verwirrt und auch ein wenig besorgt.
„Mein Bücherregal ist heute Nacht in die ewigen Jagdgründe eingegangen und wird wie Winnetou nicht mehr wieder zurückkommen.“ Ulla und Henni hatten am letzten Wochenende einen alten Winnetou-Film geschaut, ausgerechnet den dritten Teil, in dem Winnetou erschossen wurde.

Ullas Gesicht verzog sich zu einem Lachen. „Ach so, nicht du, sondern dein Regal hatte einen Zusammenbruch. Ich wollte mir gerade schon Sorgen machen!“

„Natürlich unser Regal. Es ist erledigt. Was mache ich jetzt nur? Unsere Wohnung ohne Bücherregal ist nicht unsere Wohnung!“ Henni schaute entrüstet zu Ulla herüber. „Wir haben die durchgebrochenen Bretter schon für den Sperrmüll an die Straße gestellt!“

„Na, da habe ich ja schon viel früher mit gerechnet, dass dein Regal in die Knie geht, wo es doch so viele Bücher tragen musste.“ Ulla wusste, dass Henni überall, wo sie Bücher fand diese mitnahm und vor dem Müll, dem Altpapier oder sonstigem Schaden bewahrte. All diese armen Bücher waren auf ihr Regal gewandert, erst in zweifacher Reihe und dann auch noch in einer Reihe darüber. Irgendwann musste das passieren.

„Na ja, wir finden die Bücherstapel ja auch ganz schön, aber sie sind halt kein echtes Regal.“ Henni schaute traurig aus dem Fenster.

„Henni, ich habe da eine Idee. Kannst du dich noch die großen durchsichtigen Plastikkisten mit den bunten Deckeln erinnern, die ich immer für meine Winter- und Sommersachen gebraucht habe und die seit dem neuen Kleiderschrank und der Ausmisterei im Keller herumstehen?“

„Na klar! Meinst du, wir können mit denen ein Regal bauen?“

„Ja, das sind acht Stück und so hättest du auf jeden Fall ein stabiles und buntes und einzigartiges Regal: Hennis Keller-Bibliothek.“

„Ein schöner Name, weil die Kisten aus dem Keller sind und jetzt endlich mal Tageslicht sehen und uns nicht mehr mitten in der Nacht wecken, weil sie zusammenbrechen, denn das können sie als Kisten nicht.“ Henni stockte kurz.

„Was ist?“, fragte Ulla.

„Na ja, was möchtest du denn dafür haben?“, fragte Henni. „Die haben ja auch Geld gekostet.“

„Bei mir stehen sie nur alleine im Keller rum und bei dir stehen sie viel schöner als Regal in der Wohnung, eindeutig besser, oder?“ Ulla lachte. „Ich komme zum Kaffee, wenn du sie aufgebaut hast und probiere eines deiner neuen Lieblingscroissants dazu, einverstanden?“. Henni hatte nämlich neue Croissants aus der Tiefkühltruhe entdeckt und war seit zwei Wochen restlos begeistert von ihrer Neuentdeckung.

„Ja, gerne, wir sind so froh, eine so tolle Freundin wie dich zu haben! Können wir jetzt schon den Kellerschlüssel haben?“, fragte Henni und zappelte mit den Füßen hin und her.

„Na klar, der hängt im Flur. Viel Erfolg!“, lachte Ulla.

Henni strahlte, nahm den Schlüssel und rettete die einsamen Plastikkisten aus Ullas Keller. Da sie wunderbar ineinanderpassten und stapelbar waren, konnte sie alle auf einmal in ihre Wohnung balancieren und sofort aufbauen. Sie legte sie mit der Öffnung nach vorne neben- und übereinander und sortierte dort ihre Bücher ein. So passten wunderbar zwei Reihen hintereinander und zum Schluss kam auf jede Kiste ein bunter Deckel. Henni war begeistert über ihre Keller-Bibliothek.

„Wer hat schon so eine tolle Bibliothek wie wir!“ Henni macht mehrere Fotos und schickte sie an Ulla, die begeistert zurückrief.  beide verabredeten sich für morgen früh zum Croissant-Frühstück in Hennis Keller-Bibliothek.

7 Kommentare

  1. Annemarie+Winckler sagt

    Henni, Du hast ,wie immer, die besten Ideen!
    Ich bin gerade dabei meine Bücherregale auszumisten und ein paar in die öffentlichen Bücherschränke Frankfurts zu stellen. Fällt mir aber echt schwer, mich von den Büchern zu trennen. Du würdest ihnen wahrscheinlich allen Asyl geben, oder?
    Liebe Grüße
    Anne

    • Sabine sagt

      Liebe Anne,
      du wohnst eindeutig zu weit weg! 🙂
      Und selbst eingekrachte Bücherreagle kan henni einfach nur auf ihre Art positiv sehen, deshalb mag ich sie ja so sehr.
      Liebe Grüße,
      Sabine und Henni.

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